Was ist das Erlwein-Quartier?

Das Erlwein-Quartier – benannt nach dem Erbauer der denkmalgeschützten Gebäude – ist Diskussionsbeitrag und Plattform für Visionen zur Zukunft des jetzigen Schlachthof-Areals in Bamberg, Lichtenhaidestraße. Möglich ist hier etwa ein sogenanntes Urbanes Gebiet. Wohnen, Arbeiten, Handwerk und Kultur könnten in Innenstadtnähe eine neue Heimat finden. Die historischen Erlwein-Gebäude könnten endlich erlebbar werden. Und: Bamberg wäre um ein lebendiges Quartier reicher.

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FAQs – 14 wichtige Fragen

Warum soll der Schlachthof überhaupt geschlossen werden?

Eine Schließung steht aktuell zur Diskussion. Dafür gibt es insbesondere wirtschaftliche Gründe, aber auch die wiederkehrenden Themen wie das Tierwohl, die Frage der Sinnhaftigkeit eines großindustriellen Schlachtbetriebs inmitten einer Welterbestadt und insbesondere die alternative Nutzbarkeit des Areals beeinflussen diese Diskussion. 

Ist der Bamberger Schlachthof wirtschaftlich?

Der Bamberger Schlachthof ist nach unserem Kenntnisstand bereits seit mehreren Jahren defizitär. Es wurde Jahr für Jahr angenommen, dass ein Plus erwirtschaftet werden kann, was dann aber selten eingetroffen ist.

Ist die wirtschaftliche Schieflage nur vorübergehend? Wie würde ein Fortbestand des Schlachthofs aussehen?

Corona-Pandemie und steigende Futtermittelpreise haben die Situation zwar verschärft, jedoch sinkt der Fleischkonsum kontinuierlich – und damit auch die Nachfrage. Eine bewusste – und stadtgesellschaftlich umstrittene – Erhöhung der Schlachtzahlen bringt den Bamberger Schlachthof noch mehr in die Abhängigkeit von industriellen Großkunden. Zudem wären hohe Investitionen in mehrfacher Millionenhöhe notwendig. Dadurch würde der Schlachthof endgültig zu einem industriellen Großbetrieb, der als solcher schon jetzt wenig mit Regionalität zu tun hat.

Ist ein Schlachthof nicht Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge?

Das war einmal so. Vor allem, als seit dem späteren 19. Jahrhundert größere Städte aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen die Schlachterei unter ihre Kontrolle bekommen wollten. Es entstanden kommunale Schlachthöfe, für die es auch einen Benutzungszwang gab, was der Kommune den wirtschaftlichen Betrieb eines Schlachthofs sicherte. In dieser Zeit entstand auch der Erlwein-Schlachthof in Bamberg.
Inzwischen hat sich das massiv verändert. Größere technische Möglichkeiten beim Transport und der Kühlung sowie die Massentierhaltung haben dazu geführt, dass sich das Schlachtwesen konzentriert hat – auf größere Schlachthöfe mit größeren Viehmengen und auf Gebiete mit viel Viehhaltung. Die meisten kommunalen Schlachthöfe wurden privatisiert. Auch rechtlich gilt Schlachten nicht mehr als Aufgabe der Kommune im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge (wie etwa Wasserversorgung, Müllentsorgung, ÖPNV, Schulen etc).

Wie steht es um das Tierwohl im Schlachthof?

Nach unserem Kenntnisstand wird das „Tierwohl“ grundsätzlich eingehalten. Dennoch gibt es immer wieder Beschwerden zur Hygiene und zur Schlachtqualität. Darüber hinaus müssen viele Tiere lange Transportwege (mehrere hundert Kilometer) auf sich nehmen.

Was passiert mit den Arbeitsplätzen?

Aktuell sind rund 150 Menschen im Schlachthof beschäftigt. Nur ein Teil davon ist unmittelbar in der Tierverarbeitung tätig. Darüber hinaus sind nicht alle im Schlachthof tätigen Menschen bei der Stadt Bamberg beschäftigt. Es sollte – im Falle der Aufgabe des Schlachthofs – in unseren Augen das Ziel sein, dass diese Menschen weiterhin eine Beschäftigung in der Stadt/ städtischen Unternehmen oder eine entsprechende Weiterbeschäftigung erhalten. Auch Vorruhestandsmodelle sollten eine Option sein. Wir wollen keinen, aktuell im Schlachthof beschäftigten, Menschen außer Acht lassen.

Woher kommt der Name Erlwein-Quartier?

Johann Jakob, kurz Hans Erlwein (1872 – 1914) war ein deutscher Architekt und kommunaler Baubeamter. Er war von 1898 bis 1904 Stadtbaumeister in Bamberg. Aus dieser Zeit stammten Entwürfe und Bauten von Erlwein, die heute das Bamberger Stadtbild prägen. Dazu zählen die Luitpoldschule, das Forsthaus in Weipelsdorf, das städtische Krankenhaus (heute Stadtarchiv), das städtische Elektrizitätswerk (heute Volkshochschule), das Toilettenhäuschen am ZOB und eben der städtische Schlachthof. Eine namentliche Würdigung seines Schaffens gibt es in Bamberg – im Gegensatz zu seinem späteren Wirkort Dresden – bisher nicht.

Was soll auf dem Gelände entstehen?

Ein sogenanntes Urbanes Gebiet. Das ist eine Baugebietskategorie, die 2017 in der Baunutzungsverordnung neu eingeführt wurde. Bamberg hat einen akuten Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Viele Menschen können sich Wohnen in der Stadt Bamberg schlicht nicht mehr leisten. Darüber hinaus sind auch Flächen für Gewerbe/ Arbeitsplätze und genauso für kulturelle und kreativwirtschaftliche Nutzung stets stark nachgefragt. All dies könnte ein sogenanntes „Urbanes Quartier“, das Erlwein-Quartier, darstellen: Ein modernes Stadtquartier mit Denkmalcharakter (Erlwein), welches Wohnen, Arbeiten, Handwerk, Kinderbetreuung, kulturelle Nutzung und Entsiegelung/ Begrünung miteinander verbindet.

Wie groß ist das Gelände?

Ca. 4 – 5 Hektar = ca. 6-7 Fußballfelder = ca. der bebaute Bereich der Erba-Insel

Ist die Fleischversorgung in Bamberg durch eine Schließung des Schlachthofs gefährdet?

Nein. Das Schäuferla hängt nicht vom Bamberger Schlachthof ab.

Wäre denn eine Verkleinerung des Schlachthofs nur für die lokale Versorgung nicht ein Kompromiss? Was ist mit den lokalen Metzgereien und Landwirtschaftsbetrieben?

Eine Verkleinerung des Schlachthofs am Standort ist nachweislich wirtschaftlich nicht umsetzbar. Vorstellbar ist jedoch ein kleinerer, zum Beispiel genossenschaftlich geführter Schlachthof – ohne industrielle Großkunden und in einem Zweckverband aus Stadt und Landkreis. Eine weitere Alternative kann mobiles, teilmobiles und Weideschlachten sein, das es mittlerweile für Rinder, Schweine und andere Nutztiere gibt. D.h. die Tötung erfolgt vor Ort, die Weiterverarbeitung in einer mobilen Schlachteinheit (Fahrzeug, Anhänger) bzw. nach Transport in eine Fleischzerlegestätte.
Siehe auch: Landesamt für Lebensmittelsicherheit, Mobiles Schlachten (BR), Mobiles Schlachten (Übersicht)

Würde eine Schließung des Schlachthofs nicht dem Prinzip der Regionalität widersprechen?

Das Prinzip der Regionalität würde dann greifen, wenn der Bamberger Schlachthof ausschließlich die Region Bamberg mit Tieren aus der Region Bamberg versorgt. Der Bamberger Schlachthof wird jedoch seit längerem von zwei fleischindustriellen Großkunden (ein Unternehmen aus den Niederlanden und ein Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück) und deren Schlachtmengen getragen. Nur ein Teil der Tiere stammt tatsächlich aus der Region. Ein großer Teil stammt aus einem überregionalen Umkreis, einige Tiertransporte erstrecken sich gar über mehrere hundert Kilometer – mit allen Konsequenzen für  Tierwohl, Umwelt und Klima. Das heißt: der überwiegende Teil der Fleischwaren, die in Bamberg gekauft werden, basiert nicht auf Bamberger Tieren und/ oder stammt vom Großhändler. Und: der Bamberger Schlachthof ist zwar ein lokaler Schlachthof, aber er steht aufgrund der genannten Faktoren nicht für Regionalität.

Wo befinden sich die nächsten Schlachthöfe?

In Erlangen, Fürth, Kulmbach, Kronach und Hof. Derzeit gibt es in Bayern laut StMELF rund 1.800 EU-zugelassene Schlachtstätten. Damit sind im Freistaat rund ein Drittel aller bundesweiten Schlachtbetriebe angesiedelt.

Wer würde von der Schließung des Schlachthofs profitieren?

Der Schlachthof verursacht neben Geräuschs- und Geruchsemissionen ein immenses Aufkommen an Schwerlastverkehr. All dies wäre mit einer Schließung obsolet und würde Wohn- und Aufenthaltsqualität im Bamberger Norden heben. Auf dem Gelände selbst könnte für mehrere hundert Menschen Wohnraum geschaffen werden, eine kulturelle Nutzung ist denkbar, die wegfallenden Arbeitsplätze könnten durch neues, nicht störendes Gewerbe oder Dienstleistungen kompensiert werden und auch Handwerksbetriebe könnten eine neue Heimat finden.